Dienstag, 24. Februar 2009

Erfolg beim Literaturwettbewerb Wartholz in Österreich

Vom 18.–21. Februar 2009 hat zum zweiten Mal der Literaturwettbewerb Wartholz in der Schlossgärtnerei Wartholz in Reichenau an der Rax stattgefunden. Aus den rund 500 Einsendungen von Lyrik bis Prosa wurden 16 Texte ausgewählt, die beim Wettbewerb von den Autoren gelesen und von einer Jury (Meike Feßmann/freie Krikerin, Bernhard Fetz/freier Kritiker, Katja Gasser/ORF Fernsehen, Hubert Winkels/Deutschlandfunk) bewertet wurden.

Der Hauptpreis ging an Michael Stavaric. In seinem kurzen Prosatext "Geister" vermittelt er laut Jury "souverän" und "mit sicherer Stimme" kindliche und erwachsene Perspektive. Der zweite Preis ging an den Lyriker Christian Schloyer, der mit "starken Wortartefakten" die "klassische Bildlichkeit (...) in ein Spiel von Perspektiven und Funktionszusammenhängen" auflöst. Auch der dritte Preis wurde an die Lyrik vergeben: Andrea Heuser gelingt mit "beweglichen, einfühlsamen und fintenreichen" Gedichten ein spielerischer Austausch zwischen "Wort- und Objektwelt". Der Publikumspreis ging an Eva Roman mit dem Prosatext "Als wir", der Newcomerpreis an Rita Tiemann für "Ronnie", einen "mutigen und vielversprechenden Text".

Mittwoch, 11. Februar 2009

Tobias Falberg zum Literarischen März (Finale um u.a. den Leonce-und-Lena-Preis) eingeladen!

Glückwunsch, Tobias! Selbstverständlich drückt Dir Wortwerk die Daumen!

Die Teilnehmer am 16. Literarischen März in Darmstadt stehen fest. Aus 470 eingereichten Beiträgen wählten die Lektoren Fritz Deppert, Christian Döring und Hanne F. Juritz zehn Nachwuchslyriker aus: Tobias Falberg (Oberasbach/*1976), Alexander Gumz (Berlin/1974), Juliane Liebert (Halle an der Saale/1987), Marie T. Martin (Köln/1982), Kerstin Preiwuß (Leipzig/1980), Ulrike Almut Sandig (Leipzig/1979), Christoph Wenzel (Aachen/1979), Ruth Wiebusch (München/1977), Nadja Wünsche (Hildesheim/1985) und Judith Zander (Leipzig/1980).

Vollständige Pressemeldung auf Echo Online.

Der Wettbewerb findet am 20. und 21. März 2009 in der Centralstation Darmstadt, im Carree (Nähe Luisenplatz) statt.

Autorenprofile und weitere Infos auf der Seite des Literarischen März.

Montag, 9. Februar 2009

Autorenlesung - Ryszard Krynicki und Hans Magnus Enzensberger

Originaltext siehe: Literaturspiegel

Samstag, 21. Februar 2009 - 20:00 Uhr
Autorenlesung zum 30jährigen Jubiläum der Städtepartnerschaft Krakau-Nürnberg
Ryszard Krynicki und Hans Magnus Enzensberger

Eine Begegnung zweier intellektueller Größen, die das kulturelle und politische Gesicht Europas seit einigen Jahrzehnten aktiv mitprägen: Hans Magnus Enzensberger, Jahrgang 1929 - aus Nürnberg stammender Dichter, Herausgeber und Übersetzer, ausgezeichnet mit dem renommierten "Georg-Büchner-Preis", wurde mit seinen zeitkritischen Werken bekannt. Ryszard Krynicki, geboren 1943, einer der bedeutendsten Vertreter der zeitgenössischen polnischen Poesie, ausgezeichnet - u.a. mit dem Friedrich -Gundolf-Preis für Vermittlung deutscher Kultur im Ausland, krakauer Dichter, Herausgeber und Übersetzer deutscher Poesie - unter anderem der von H.M. Enzensberger. Die Werke beider zeichnen sich aus durch die Verbindung zwischen poetologischer und politischer Reflexion. Für beide ist die Auseinandersetzung mit der Geschichte zentral, als Mittel gegen Vergessen und Verdrängung. Ein Abend mit zwei Fix-Sternen am literarischen Firmament

20:00 Uhr • Eintritt: Frei

Krakauer Haus • Hintere Insel Schütt 34 • 90403 Nürnberg • Telefon: 0911 / 22 41 20

Achtung: Die Lesung wurde wegen der großen Nachfrage in einen größeren Raum - unweit vom Krakauer Haus - verlegt: in den Katharinensaal der Stadtbibliothek , Am Katharinenkloster 6, 90403 Nürnberg

Freitag, 6. Februar 2009

AUSSCHREIBUNG 2009: Die Nacht der schlechten Texte

Der Verein WORT-WERK [hat nichts zu tun mit der Textwerkstatt und Autorengruppe Wortwerk in Nürnberg und Erlangen!] führt heuer zum sechsten Mal den Villacher Literaturpreis „Die Nacht der schlechten Texte“ durch.

Im Gegensatz zu anderen Literaturwettbewerben, wo der Autor gefordert ist, den bestmöglichen Text zu schreiben, soll im Villacher-Literatur-Wettbewerb eine Positionsverschiebung stattfinden. Den „schlechtesten“ Text zu verfassen, stellt für die AutorInnen eine ungewöhnliche Herausforderung dar: Wie schreibt man bewusst „schlechte“ Texte? und Was ist ein „schlechter“ Text?

Ziel ist es, AutorInnen zu ermöglichen, frei von konventionellen Mustern neue literarische Ausdrucksformen zu schaffen.

[Der Tipp ist übrigens für alle deutschsprachigen AutorInnen, nicht nur für ÖsterreicherInnen!]

Details und die Original-Ausschreibung findet Ihr hier:
http://www.wort-werk.at/?Welcome::Ausschreibung_2009

Autorentreffen in Nürnberg

Original der Ausschreibung hier:
http://www.federwelt.de/autorentreffen.html


Donnerstag, 21. Mai 2009 (Himmelfahrt)
Anmeldeschluss 15. Mai 2009

Wieder bietet Ursula Schmid-Spreer, zusammen mit der Federwelt, drei Seminare an:

Seminar 1: Vom Rohtext zum Roman (Titus Müller)
Der Weg vom Rohtext zum druckreifen Roman ist weit. Jedes Kapitel muss mehrfach überarbeitet werden, bis es in der bestmöglichen Fassung dem Roman Kraft verleiht. Wie kann man dabei vorgehen? Wie erkennt man schwache Szenen, und mit welchen Mitteln kann man sie in starke Szenen verwandeln? Wie setzt man Worte so ein, dass sie den Leser emotional berühren? Titus Müller stellt praktische Schritte vor, die er beim Schreiben seiner Romane anwendet, um den Geschichten Feinschliff zu geben.
Titus Müller, 1977 in Leipzig geboren, studierte Neuere deutsche Literatur, Mittelalterliche Geschichte und Publizistik in Berlin. Er veröffentlicht sehr erfolgreich historische Romane.

Seminar 2: Detektive der Seele
"Warum Hercule Poirot und Miss Marple ledig sind" (Edith Kneifl)
Warum sind Kriminalromane, nicht nur im anglo-amerikanischen Raum, sondern auch in deutschsprachigen Ländern so populär? Die Wiener Psychoanalytikerin und Kriminalschriftstellerin Edith Kneifl wird in ihrem Vortrag nicht nur Tipps zum Spannungsaufbau geben, den Unterschied zwischen Krimi und Thriller erörtern, sondern auch auf die psychologischen Ursachen der Beliebtheit von Kriminalromanen näher eingehen und die Motive der KriminalschriftstellerInnen aufzudecken versuchen. Sie werden als eine Art Privatdetektive der Seele zu Helfershelfern. Und die Leser von Kriminalromanen werden über ihre Träume, Phantasien und Assoziationen zu Tätern, Opfern und zu Detektiven.
Dr. phil. Edith Kneifl, lebt und arbeitet als Psychoanalytikerin und freie Schriftstellerin in Wien. Sie erhielt als erste Frau den GLAUSER-Krimipreis. 12 Kriminalromane und ca. 50 Kurzgeschichten

Seminar 3: Schreiben fürs Hören
Verständlich formulieren (Roland Rosenbauer)
Fürs Lesen zu schreiben lernen und üben wir vom ersten Weihnachtswunschzettel an. Nichts ist so einfach, als dass es nicht irgendeiner auch kompliziert ausdrücken könnte.
Dass Sprache von Sprechen kommt, dass wir mit jedem Radio- oder Hörbuchtext zum Hörer sprechen, diese banale Erkenntnis wird oft nicht genug beachtet. Fürs Ohr statt fürs Auge, fürs Hören statt fürs Lesen, zu texten sollte das Natürlichste der Welt sein, doch tatsächlich ist es für uns etwas Unnatürliches geworden.
Was im Radio nicht auf Anhieb verstanden wird, ist vorüber. Am Sender gehalten werden nur interessierte Hörer und Interesse kann nur wecken, was auch verstanden wird - was also verständlich formuliert ist. Da Hörer nicht zurückblättern können, müssen die Informationen Satz für Satz klar "rüberkommen".
Fürs Hören schreiben bedeutet, einen Text zu verfassen, der leicht gesprochen und gehört werden kann. Der Hörer soll das verstehen, was wir ihm sagen. In diesem Seminar nähern wir uns dem Thema mit Text- und Hörbeispielen aus der Praxis.
Roland Rosenbauer, 1956 geboren, hauptberuflich Redakteur im Funkhaus Nürnberg und Online-Redakteur für den Tessloff-Verlag ("Wasistwas.de"). Bekannt als SF-Autor.

Leitung: Ursula Schmid-Spreer
Referenten: Titus Müller, Edith Kneifl, Roland Rosenbauer
Ort: Bildungszentrum der Stadt Nürnberg, Gewerbemuseumsplatz 2, Fabersaal
Zeit: 9:30 Uhr bis 20:00 Uhr, Donnerstag, 21. Mai 2009
Kosten: 80 Euro, darin enthalten: Besuch der 3 Seminare, Mittag- und Abendessen (ohne Getränke), Pausengetränke. Wir weisen darauf hin, dass eine Erstattung der Teilnahmegebühr bei Nichterscheinen nicht möglich ist.
Kontakt: Ursula Schmid-Spreer

Der blaue Schrei

In einen Krater fallend, wir:
Kitschige, herzzerreißende Rottöne,
goldgelb von Zitrone bis Dotter,
und als Magmamischmasch Orange.

Du hattest diesen Ausflug geplant,
weil du Feuer bist, wie du sagst,
Farbe brauchst in deinem Leben
und dich mit mir langweilst.

Aber du hast das Blau vergessen,
das fahle, fast durchsichtige Blau.
Kalt züngelt es am Ende der Flamme,
in meinen Augen, dort, wo die Hitze birst.

Kettchen

Wenn ich ein Gesicht malen wollte, das Weinen ist: Dann würde ich seines nehmen. Ein rundes und doch feines Gesicht, gemischt aus zwei Welten: Afrika und Amerika, schwarz und rot, geflickt. Er hatte schon ein paar Ohrfeigen in dieses Gesicht bekommen, und dabei war der Tag so wunderbar gewesen: für mich!

War sie an diesem Tag nicht schöner als an anderen?

Vor einem Jahr war auch er mir an manchen Tagen ohne Maß schön gewesen. Da war dann alles Lachen und Haut, Duft der Haare und Augenblitze, für einen langen Moment war da ein Reichtum, den man nicht halten konnte vor Glück. Und den ich, wenn ich ehrlich bin, wohl auch nicht halten wollte. Nur kurz kosten! Ja, ja, das war es, mehr wollte ich nicht für uns.

„Hier willst du ein Haus kaufen?“

„Ja, direkt an der Steilklippe. Kannst du dir den Blick auf den Hafen vorstellen?“

Das konnte sie nicht, also musste ich mit ihr einige Häuser besichtigen, die zum Verkauf standen. Immerhin war sie meine Frau und hatte ein gewisses Recht zu wissen, wohin ich sie zum Leben zwingen wollte.

Und immer diese Müdigkeit, die mich im Glück überkommt. Wir waren an diesem Tag müde. Nicht nur aus Erschöpfung. Es ist ja heiß in den Tropen. Und wir waren schon den halben Tag unterwegs. Doch es war mehr Überdruss. Eine Müdigkeit aufgrund von Harmonie.

Es hat nicht mit dir angefangen! Wie du jetzt am Boden kauerst und heulst, bist du nicht mehr schön. Ich bin nicht schuld. Ich habe diese Stadt am Äquator schon zu lieben begonnen, als du noch keinen Schritt tun konntest. Und jetzt zwingst du mich, hinter dir her zu rennen. Hurensohn.

Dieb! Dieb! Dieb!

Sie schrie. Sie schrie meinen Namen.

Ich schrie: Dieb!

Sie hatte etwas entdeckt: Etwas teures, ein Goldkettchen mit hiesigen Edelsteinen. Sie hatte es entdeckt und Geschmack bewiesen, also kaufte ich es, auch wenn der Preis wehtat. Um ihre Begeisterung anzufachen, und sie strahlte. Alles war gut: Ich hatte Häuser in Gedanken erworben und sie trug ihr Kettchen. Wir schwiegen. Es war schwül. Die Straßen der Altstadt sind mit Kopfsteinen gepflastert und führen über mehrere Hügel. Wir mussten auf und ab, um zum nächsten Taxistand zu gelangen. Wie immer ging sie langsamer als ich. Da war dieser Überdruss. Bin ich deshalb einen Meter vor ihr gegangen?

Alles starrte, all die schwarzen Gesichter. Dann verschwammen die Einzelheiten, denn der Dieb steigerte das Tempo. Ich hatte nur Badeschlappen an und das Kopfsteinpflaster war krumm und schief und die Straße führte steil hinunter aus der Altstadt hinaus. Ich rannte trotzdem und verlor dabei die Hoffnung. Außerhalb der Altstadt gab es Hunderte schmutzige Gassen, in die ich ihm nicht folgen durfte.

Dieses Mal habe ich sie mitgebracht. - Eine Frau so anders als alles hier, so hell und blond und blauäugig. Aber sie ging tapfer mit durch die Altstadt. Die Häuser waren hier fröhlich und bunt. Der Ernst ihrer einstigen Bewohner, der Reichen und Mächtigen, war nicht mehr von Gewicht. Auf dem Hauptplatz hatte früher der Schandpfahl für die Sklaven gestanden. Jetzt ballten sich hier die Touristen. Dieses Reservat, ein UNESCO-Welterbe!, an dessen Rändern der Pöbel hauste, war ein Wunder, doch zu fremd für sie.

Auf der Polizeiwache wart ihr beide am Heulen.

Doch zuerst sah ich sie, wie ihr die Tränen in die Augen schossen. Ihre Hände lagen ungläubig am Hals. Und sie war immer noch sehr schön. Doch ich durfte nicht schauen, sondern musste dem kleinen schwarzen Rücken hinterher, der die Straße hinunter rannte. Die Ratte war schnell. Die Ratte warst du.

Es ging immer noch bergab. Doch du hattest gewonnen, wenige Schritte noch an restauriertem Kolonialbarock vorbei, dann waren wir umgeben von krudem Eigenbau aus Beton und Wellblech. Du bist in der Masse deiner Leute untergetaucht. Mich hat man nur verwundert, manchmal auch mit Verachtung angesehen. Keiner wollte mit mir sprechen. Ich gab auf.

Da kamen von hinten schwere Militärstiefel gepoltert und stürmten an mir vorbei.

Ich fand sie, ein wässriges Gesicht umgeben von fragenden, mitleidigen und spöttischen Augen. Die reiche Gringa, die nicht hierher passte. Nicht mich, dich klagte sie an. Als hätte ihre Wut Angst das Falsche zu tun.

Du kauerst am Boden. Wir können dich in dem Nebenraum sehen. Wenn sie dich schlagen, dann verschließen sie die Tür. Aber das ist ja nur der Anfang. Im Knast werden sie dir ganz anders mitspielen. Da wird dein liebes Kindergesicht dir nichts nützen. Im Gegenteil, alle werden versuchen es dir auszutreiben.

Habe ich kein Recht zu vergessen? Warum glaubst du, dass ich mich erinnern muss? Hat sie kein Recht auf mein Geschenk? Das hast du weitergegeben, bevor sie dich schnappten. Oder verschluckt. Sie werden dir den Magen auspumpen. Das haben sie ihr versprochen. Was hilft es, morgen früh fliegen wir ab. Oder du hast das Kettchen weggeworfen. Einfach so: aus Trotz, aus Bosheit ...

Sie kann ich wenigstens in den Arm nehmen. Ich übersetze, sie weint und wirft dir wilde Blicke zu. Das ist der Schock. Der geht vorbei. Und sie hat es ja wohl besser. Sie hat ja mich.

Beiden laufen euch langsam Tränen die Backen herunter. Ihr Kinder im Unglück, ihr Hänsel und Gretel und ich muss in den Ofen, muss brennen. Das ist großes Theater!

Montag, 2. Februar 2009

lagerfeuergeruch von frank ruf

lagerfeuergeruch



rauch
zeichen wildwest gift
müllschmuggel schmurgel
brüder ich sehe henna-beamte
nachts um halb

zwei wenn der salamander im
duell steht mit dem moskito
oder dem hausaltar lass uns

auf dem balkon jenes mond
ding anmachen hinter diesem delta
aus dunst dreck und feuerteufel
ich reinige schon mal die karma
klimaanlage

greencard von frank ruf

greencard



gebe heute meinen großen sommer
pass zurück (46 grad
steigerungsfähig) bestech

den letzten moskito
für den flug für das schwarze

loch danach hol ich mir
shiva-power (nach diesem letzten
tanz übern fünfzig-rupien-teppich) nehm ich

die abkürzung durch meinen wunder
lampenladen: gib gas
rikscha-meister abschied

vom straßenrand der
teekocher unterm cyber
mond auf wiedergeburt

warten als callcenter
choreograph

fast-food-verkehr von frank ruf

fast-food-verkehr



wenn nicht du kommst
kommt er zu dir
nach east-delhi
24 hours

ist der burger endlich da
klammert er sich fest
mit seinem schwanz
am teekessel

und reislöffel
auf dem lieferroller
hält der langur-affe
schon das wechselgeld bereit

und die chili-coke gratis